Videosystem

Für die Auswahl einer Videobrille muss man sich bewusst machen, welche Systeme es gibt.

Die Auswahl des Videosystems bestimmt die Auswahl der FPV-Brille und der Videosender. Gerade die Brille ist mit der größte Kostenfaktor beim Einstieg. Für diesen Abschnitt kannst du zwischen 110€ für einen ganz rudimentären und 800€ für einen Premium-Setup einplanen.

Je nach Videosystem erhöht sich auch der Anschaffungspreis jeder neuen Drohne, bei digitalen Systemen um bis zu 150-200€ im Vergleich zu Analog. Dazu später mehr.

Allgemein

FPV unterscheidet sich von klassischem Modellbau-Flug dadurch, dass du von deinem Fluggerät das Live-Videobild an einen Empfänger überträgst und somit eine Art Pilotenansicht hast. Die Wiedergabe kann dabei auf einem Monitor oder einer Videobrille erfolgen.

Eine Videobrille bietet dem Piloten mehr Immersion und ist im FPV deutlich weiter verbreitet als der Flug mittels Monitor. Wenn du das Fliegen via Monitor z.B. von DJI-Fotogondeln gewohnt bist, empfehle ich dir dennoch, zumindest mal eine Brille aufzusetzen und damit zu fliegen.

Wir konzentrieren uns im nachfolgenden auf Videobrillen. Dennoch kann ein Monitor irgendwann einmal für Zuschauer oder für Arbeiten auf der Werkbank eine sinnvolle Ergänzung darstellen.

In der Videobrille hast du normalerweise einen Empfänger, entweder fest verbaut oder als Modul. Zudem hast du in der Brille die Möglichkeit, das angezeigte Bild auf SD-Karte aufzunehmen. Stichwort DVR (Digital Video Recorder). NUTZE ES! Die Bildqualität eignet sich eher nicht zum Angeben auf Youtube. Aber wenn du deine Drohne irgendwo auf weiter Flur verloren hast, wirst du die Möglichkeit zu schätzen wissen, dass du den Flug rekonstruieren kannst und weißt, wo das Gerät abgestürzt ist.

Frequenz und Kanal

Die Videosender der nachfolgenden Systeme arbeiten alle auf 5.8GHz. Auf diesem Frequenzband funkt auch haushaltsübliches WLAN. Wenn du in der Nähe eines WLAN-Access-Punkts fliegst kann es sein, dass dieser dein Videosignal stört.

Je nach Funksystem gibt es mehrere Kanäle (Channel). Sender und Empfänger müssen auf den gleichen Kanal eingestellt sein. Die Kanäle sind in Gruppen eingeteilt. Die Kanäle der gleichen Gruppe können üblicherweise parallel verwendet werden, ohne dass sich diese zu stark negativ beeinträchtigen.

Wenn du vermutest, dass dein Videosignal von WLAN gestört wird, kann es sich lohnen den Kanal zu wechseln.

"R" (Raceband) ist die beliebteste Kanal-Gruppe für den Flug mit mehreren anderen Piloten. Wenn du zusammen mit anderen Piloten fliegst, solltet ihr vorab ausmachen, wer welchen Kanal verwendet und das auch vor dem Abheben verifizieren.

Beim Anschalten des Videosenders kann dieser auch auf anderen als den ausgewählten Frequenzen senden. Vermeide es daher, deinen Videosender in unmittelbarer Nähe von anderen Piloten einzuschalten.

FPV Channel Übersicht

Nicht alle einstellbaren Frequenzen sind in Europa legal. Welche legal geflogen werden dürfen, kannst der Grafik oben entnehmen.

Sendeleistung

Die Sendeleistung wird üblicherweise in Milliwatt (mw) angegeben.

In Europa beträgt die maximal zulässige Sendeleistung 25mw. Es gibt auch Videosender, die ein vielfaches davon unterstützen, die meisten erhältlichen Sender unterstützen bis zu 200, 400, 600 oder 1000mw. Mehr Leistung heißt mehr Reichweite und besseres Bild auf größere Distanz. Um die Reichweite zu verdoppeln, musst du die Leistung vervierfachen.

Die Sendeleistung lässt sich herunter regeln, meistens erfolgt das über die Steuersoftware der Drohne.

Es obliegt dem Piloten, die gesetzlich vorgeschriebene Leistung einzuhalten.

Anm. rumpelst1lzk1n: Sind wir mal ehrlich: Die wenigsten halten sich daran, insbesondere dann, wenn sie alleine unterwegs sind.

Je höher die Sendeleistung, desto höher strahlst du auch in benachbarte Frequenzen. Bei FPV-Rennen wird daher üblicherweise 25mw vorgeschrieben, damit sich die Piloten nicht gegenseitig beeinträchtigen. Daran hält man sich auch!

Betreibe den Videosender NIEMALS ohne Antenne. Andernfalls kann die Energie aus dem Sender nicht in Funkwellen umgesetzt werden und der Sender stirbt den Hitzetod. Bleibende Schäden an der Hardware bis hin zum vollständigen Defekt nicht ausgeschlossen.

Antennen

Eine gute Antenne kann mehr zu einem stabilen Bild beitragen, als einfach die Leistung des Senders zu erhöhen.

Für den Einstieg sind auf Brille und Drohne ungerichtete Antennen vom Typ "Lollipop", "Stubby" oder "Pagoda" zu bevorzugen.

Wenn du an deiner Brille mehrere Inputs für Antennen hast und dein Videosystem z.B. Diversity unterstützt, kann eine Kombination aus gerichteter und ungerichteter Antenne Sinn machen. Dabei ist die Annahme, dass du meistens in dem Bereich vor dir fliegst. Auf diesen Bereich richtest du dann die gerichtete Antenne aus und sorgst damit für besseren Empfang.

Anm. rumpelst1lzk1n: Auf Seite des Videoempfängers lohnt es sich in gute Antennen zu investieren. Diese halten meistens ewig. Auf einem Kopter verwandeln sich die Antennen über kurz oder lang in Babyrasseln. Heißt, die eigentlichen Antennenelement in der Plastikkapsel brechen und die Antenne ist futsch. Wenn Geld keine Rolex spielt, kannst du dir natürlich auch für den Kopter die teuren Antennen holen. Ansonsten empfehle ich dafür eher was aus dem preislichen Mittelfeld. z.B. von Foxeer. Dann tut es nicht ganz so weh, wenn man die Antenne doch mal entsorgen muss.

Polarisation

Die Polarisation sagt etwas darüber aus, wie sich die Funkwellen aus der Antenne heraus ausbreiten bzw. auf den Empfang welcher Ausbreitungsform eine Antenne ausgelegt ist.

Dabei sind im FPV 3 unterschiedliche Polarisation üblich:

  • Linear (oft auch als "Dipol" bezeichnet)
  • RHCP (right hand circular polarized)
  • LHCP (left hand circular polarized)

Wenn du auf einer Seite (z.B. des Senders) einen Dipol verwendest, ist es relativ egal, was du auf der anderen Seite (z.B. des Empfängers) hast. Linear und wahlweise LHCP oder RHCP kann man relativ gut mischen.

Verwendest du auf beiden Seiten Antennen mir zirkularer Polarisation, so solltest du aufpassen, dass dies sowohl auf Sende- wie auch auf Empfangsseite der Fall ist. Also entweder nur RHCP oder nur LHCP.

Ungerichtet / Omnidirektional

Ungerichtete Antennen senden und empfangen (vereinfacht gesagt) in jede Richtung gleichmäßig.

Auf deinem Kopter willst eigentlich immer eine omnidirektionale Antenne, da du dich mit dem Teil meistens rundherum im Kreis drehst.

Bei sehr kleinen und leichten Drohnen (TinyWhoops, siehe unten) kann aus Gewichtsgründen auch eine lineare Antenne Sinn machen.

linearlollipopstubbypagoda
linearlollipopStubbyPagoda

Gerichtet

Gerichtete Antennen erkaufen sich einen besseren Empfang (höheren Gain) dadurch, dass sie sich auf einen bestimmten Empfangsbereich relativ zur Antenne beschränken. In diesem Bereich ist der Empfang besser als bei einer ungerichteten Antenne. In allen anderen Bereichen ist der Empfang dafür schlechter.

Die gängigste Bauform ist eine sog. Patch-Antenne. Dabei handelt es sich meistens nur um eine Platine, welche die Antenne bildet und einen Anschluss für deine Brille.

Helical findet sich auch vereinzelt als Bauform, wird aber eher für Flüge über längere Distanzen über mehrere Kilometer Entfernung verwendet.

PatchHelical
PatchHelical

SMA & RP-SMA

Ein gängiger Anschluss für Antennen ist SMA. Dabei gibt es SMA und RP-SMA. Beide unterscheiden sich dadurch, ob der Stift an der Schraube oder an der Mutter sitzt.

TypSchraubeMutter
SMASMA SchraubeSMA Mutter
RP-SMARP-SMA SchraubeRP-SMA Mutter

OSD / On-Screen-Display

Oder auch: Alle Infos, die du über dein Fluggerät haben solltest. Das OSD zeigt dir diverse Daten aus deiner Flugsteuerung im Video deiner Brille an.

Häufig genutzte Werte sind z.B:

  • Akku-Kapazität/-Spannung
  • Empfangsqualität der Steuerungssignale
  • Warnmeldungen (wann sollte ich landen, warum will mein Gerät nicht abheben, ...)
  • GPS-Position
  • Flugmodus

Vieles, was du anzeigen kannst, hängt davon ab, was deine Drohne verbaut hat und wie sie eingestellt ist.

Beispiele:

  • Ohne GPS macht es keinen Sinn, sich die GPS Informationen anzeigen zu lassen.
  • Ist die Strom-Messung am Flight-Controller falsch kalibriert, können dir die zugehörigen OSD-Elemente nicht automagisch richtige Werte liefern.
  • Ist die minimale Zell-Spannung falsch eingestellt, werden dir Warnmeldungen über einen leeren Akku zu früh oder (schlimmer) zu spät ausgegeben.

Näheres dazu findest du normalerweise in der Anleitung deiner Software für die Flugsteuerung.

Die unterschiedlichen Videosysteme haben unterschiedliche Wege, wie sie dir Systeminformationen über dein Fluggerät anzeigen. Analog brennt das statisch ins Bild mit ein, bei digitalen Systemen wird das meistens über einen separaten Kanal übertragen und im Empfänger über das Bild gelegt. Das bringt den Vorteil mit sich, dass du bei manchen Systemen entscheiden kannst, ob du diese Informationen mit im DVR speichern willst oder eben nicht.

Anm. rumpelst1lzk1n: Dieser Abschnitt ist einer besonderen Person gewidmet.